Reportage von Peter Hain
Das „Neue Hambacher Fest 2018“
Einmalige Premiere: Für Max Otte
erfüllte sich ein Jugendtraum!
Nichts ist so stark wie eine große Idee, deren Zeit endlich gekommen ist. Es ist schon lange her, sehr lange, doch Max Otte erinnert sich noch ganz genau: „Schon als Gymnasiast und als junger Mann hat mich das Hambacher Schloss fasziniert, das damals noch eine Burgruine war. Doch ich hatte schon sehr früh die Vision: Irgendwann machst Du etwas Würdevolles an diesem großartigen Ort der deutschen Demokratie.“
Max Otte, Jahrgang 1964, erzählt gern von seiner frühen Beziehung, seiner Geschichte zum Schloss. Er lernte es bereits in seiner Jugend kennen. „Meine Mutter stammt aus der Pfalz. Eine gute Freundin von ihr hat in Neustadt an der Weinstraße einen Apfelhof betrieben, und meine Mutter besaß in der Nähe einen Weinberg. Da habe ich bei der Weinlese oft mitgeholfen.“
Auch auf dem Bauernhof seines Großvaters verbrachte Otte als Kind viele Sommer. Mit ihm besuchte er auch damals mehrfach das naheliegende Hambacher Schloss. „Die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes hat mich schon früh sehr fasziniert“, erzählt Otte, „einerseits ist da das Wissen um die besondere Symbolik des Ortes – einer derjenigen Orte, an denen sich der demokratisch-freiheitlich-bürgerliche Geist der Deutschen voll entfaltet hat.“ Er schätzt aber auch die großartige Kulisse des Schlosses mit dem Pfälzerwald im Hintergrund und den Blick auf die rheinische Ebene und die Weinberge an der Weinstraße.
„Für mich gibt es neben der Pfälzer Herkunft meiner Mutter einen weiteren spannenden Bezug zum Hambacher Fest“, erzählt Max Otte (Bestseller „WeltsystemCrash“), „denn Max Wirth, der Sohn des einen Hauptorganisators, war als Finanz- und Wirtschaftsjournalist tätig und schrieb im Jahr 1874 mit der „Geschichte der Handelskrisen“ das erste umfassende Buch zu Finanzkrisen in Deutschland. Auch heute noch ist die Lektüre aufgrund der vielen historischen Details ein Gewinn.“
Als der Chronist ihn kurz vor seinem ersten Fest am Schlossberg traf, breitete Otte die Arme aus und rief: „Ist das nicht grandios? Schauen Sie sich diese herrliche Landschaft an, da geht einem doch das Herz auf! Wie gern wäre ich damals mit Siebenpfeiffer und Wirth hinauf zum Schloss gestürmt.“
Max Otte hatte eigentlich schon immer enge Kontakte zu Hambach. Er wurde auf diversen Veranstaltungen des Schlosses als Redner eingeladen, so zum „Hambacher Demokratie-Forum 2010“ und den „Hambacher Gesprächen 2011“. „Ebenfalls in diesem Jahr feierte ich auf dem Hambacher Schloss mein zehnjähriges Dienstjubiläum als Professor und Beamter von Rheinland-Pfalz“, berichtet Otte.
„Aber es dauerte bis zum Jahr 2017, bis in mir die Idee zu einem „Neuen Hambacher Fest“ reifte. Die Zustände in unserem Vaterland waren für mich und viele andere so unerträglich geworden, dass es höchste Zeit wurde, ein Zeichen zu setzen. Die Resonanz auf meine Initiative überwältigte mich. Ich hätte ohne weiteres mehrere tausend Tickets verteilen können.“
Ein positives patriotisches
Symbol wiederbeleben
Und dann wurde seine Idee Wirklichkeit, ja, die Zeit war endlich gekommen: Am 5. Mai 2018 erfüllte sich sein großer Traum, Max Otte kehrte zu den Wurzeln seiner Jugend zurück, veranstaltete und gründete das „Neue Hambacher Fest“, knüpfte an die historischen Ereignisse vom 27. Mai 1832 an, als damals um die 30.000 Menschen hier für ihre Bürgerrechte und die Einheit Deutschlands demonstrierten.
„Ich will das Hambacher Schloss als positives patriotisches Symbol wiederbeleben“, betonte Otte. Und dann sagte er noch: Dieses Fest soll außerdem einer Vernetzung kritischer Geister dienen. Und es soll den Besuchern Mut machen, eine „Fackel des intellektuellen Widerstands“ zu entzünden.
„Eine friedliche Erhebung der Couragierten“, lobte eine Zürcher Zeitung und schrieb: „Nicht verschwörerisch, sondern ein selbstbewusstes Aufbegehren gegen eine fehlerhafte Politik. Die Erhebung im Pfälzerwald, das Schloss auf dem Berg, als Symbol des Widerspruchs. Ja, Ottes „Neues Fest“ fand in der Tat ein riesiges Echo. Ein Aufbruchssignal, dass sich in Deutschland endlich etwas ändern muss.
„Es steht nicht gut um unsere Heimat, der Himmel über uns ist nicht nur bewölkt, er ist dunkel“, kritisierte Otte in seiner Festschrift. „Deshalb ist es gerade in diesen Zeiten so wichtig, dass wir wieder unsere großartigen Traditionen pflegen, uns der vielen erhebenden und erhabenen Momente bewusst werden, die unser Land aufzuweisen hat. Zeigen wir, dass es uns noch gibt: Selbstbewusste, freiheitsliebende Bürgerinnen und Bürger, denen Deutschland nicht egal ist, nein, die dieses Land von ganzem Herzen lieben, mit all den Höhen und Tiefen seiner Geschichte.“
Und dann ruft Max Otte: „Hoch die Freiheit! Hoch die Demokratie und der Rechtsstaat! Hoch unser wunderschönes Vaterland. Hoch ein freiheitliches Europa!“
Gerne erinnere ich mich an diesen sonnigen Maitag, an dem zahlreiche Patrioten zum Schloss marschierten. So wie vor 186 Jahren – fast auf den Tag genau – hinauf zu diesem berühmten Schloss, unserem Schloss. Und vorweg der Max Otte, der endlich seine Idee vom eigenen Nationalfest verwirklichen kann. Ihm ist es sehr ernst mit der historischen Analogie. Überall schwarz-rot-goldene Fahnen, die Farben der deutschen Freiheitsbewegung seit dem Hambacher Fest. Viele Teilnehmer tragen auch Kokarden in den Nationalfarben.
Max Otte marschiert zielstrebig vorweg, nimmt seine Gitarre und singt das „Lied zum Hambacher Fest“ von Dr. Philipp Jakob Siebenpfeiffer aus dem Jahr 1832:
„Hinauf, Patrioten! Zum Schloss, zum Schloss!
Hoch flattern die deutschen Farben:
Es keimet die Saat und die Hoffnung ist groß,
Schon binden im Geiste wir Garben:
Es reifet die Ähre mit goldnem Rand.
Und die goldne Ernt‘ ist das – Vaterland.
Burgherr Max Otte rief,
und alle, alle kamen
Ein Lied, das auf dem „Neuen Hambacher Fest“ alle bewegt. Über 1.200 Frauen und Männer sind gekommen, um das historische Ereignis wiederzubeleben. Mehr gehen auch nicht ins Schloss, die Karten sind schnell weg. Über dieses Hambacher Festival veröffentlichte CATO, das Magazin für neue Sachlichkeit und „Ihre Arche für die Stürme von morgen“ eine Titelstory mit Otte-Foto, wie er aus dem Schlossfenster späht. Headline: „Der Burgherr rief, und alle, alle kamen“. CATO veröffentlichte seitenlang die Hambach-Reden von Jörg Meuthen („Unser schönes, unser einziges Land“), Imad Karim („Deshalb stehe ich heute hier!“) und Thilo Sarrazin („Es steht viel auf dem Spiel“).
Ja, das war ein Fest der Couragierten, die sich nicht einschüchtern lassen. Klar, dass ich Max Otte bei der Organisation des Festes half, den eintreffenden Gästen an der Neustadter Bahnstation Böbig den langen Weg nach Hambach zeigte und mit für die Sicherheit sorgte. Der Finanzexperte erzählte mir, dass ihm viele Schwierigkeiten gemacht wurden, sein Fest umzusetzen. Ton- und Technikdienstleister, die anfangs begeistert waren, kündigten auf einmal ihre Zusammenarbeit auf, nachdem sie von Dritten eingeschüchtert wurden. Auch Referenten, die fest zugesagt hatten, zogen sich zurück. Der Druck auf sie war zu hoch geworden.
„Ja, die Meinungsfreiheit in Deutschland ist wieder bedroht, wie weiland 1832“, kritisierte Max Otte. „Bei meinem Fest waren es nicht direkte Verbote von einer politischen Veranstaltung, wohl aber Einschüchterung, Boykotte und bewusst verzerrte Berichterstattung in den Medien. Höchste Zeit also, dass mein „Neues Hambacher Fest“ stattfand.“