Lied: Der Deutschen Mai (1832)
Text: Dr. Philipp Jakob Siebenpfeiffer
Melodie: Reiterlied von Friedrich Schiller

 Hinauf, Patrioten, zum Schloß, zum Schloß!
Hoch flattern die deutschen Farben:
Es keimet die Saat und die Hoffnung ist groß,
Schon binden im Geiste wir Garben:
Es reifet die Ähre mit goldenem Rand,
Und die goldne Ernt’ ist das – Vaterland.
 Wir sahen die Polen, sie zogen aus,
Als des Schicksals Würfel gefallen;
Sie ließen die Heimat, das Vaterhaus,
In der Barbaren Räuberkrallen:
Vor des Zaren finsterem Angesicht
Beugt der Freiheit liebende Pole sich nicht.
 Auch wir, Patrioten, wir ziehen aus
In festgeschlossenen Reihen;
Wir wollen uns gründen ein Vaterhaus,
Und wollen der Freiheit es weihen:
Denn vor der Tyrannen Angesicht
Beugt länger der freie Deutsche sich nicht.

Bildquelle: Henning Lindhoff

Die Männer strömen aus jeglichem Gau, –
Nur Brüder umfassen die Gauen –
Zu legen die Hand an den Wunderbau:
Ein Deutschland gilt es zu bauen;
Wo deutsche Männer, da sind wir dabei,
Wir erheben ein Deutschland, stolz und frei.
Was tändelt der Badner mit Gelb und Rot,
Mit Weiß, Blau, Rot Bayer und Hesse?
Die vielen Farben sind Deutschlands Not,
Vereinigt’ Kraft nur zeugt Größe:
D’rum weg mit der Farben buntem Tand!
Nur eine Farb’ und ein Vaterland!
Wenn Einer im Kampf für Alle steht,
Und Alle für Einen, dann blühet
Des Volkes Kraft und Majestät,
Und jegliches Herz erglühet
Für ein einiges Ziel, eine einzige Glut:
Es brennet die Freiheit, des Vaterlands Glut.

Bildquelle: Henning Lindhoff

D’rum auf, Patrioten, der Welt sei kund,
Daß eng, wie wir stehen gegliedert,
Und dauernd wie Fels der ewige Bund,
Wozu wir uns heute verbrüdert.
Frisch auf, Patrioten, den Berg hinauf!
Wir pflanzen die Freiheit, das Vaterland auf!