Was würde Oswald Spengler uns heute sagen?
Am 8. Mai ist der 85. Todestag
des Universalphilosophen
(1880 – 1936)
Oswald Spenglers Bücher („Untergang des Abendlandes“) passen, pessimistisch betrachtet, gut in diese Zeiten: Corona-Chaos, Politikversagen, gefährdete Meinungsfreiheit, Überwachungsstaat.
Seine Ansichten und Prophezeiungen kann man mit ein bisschen Phantasie mit den Zuständen in unserem Land vergleichen. Überall das große Unbehagen: Schriftsteller, Journalisten, Künstler und Wirtschaftsbosse protestieren öffentlich gegen Zensur und moralische Gängelung.
Ein Beispiel hierfür ist, wenn ein Geheimdienst sich gegen Andersdenkende positioniert. So stufte das BfV eine demokratisch gewählte Oppositionspartei als „rechtsextremistischen Verdachtsfall“ ein. Doch dann wurde das Amt gerichtlich zurückgepfiffen, weil sein Vorstoß als politisches Manöver mit dem Ziel bezeichnet wurde, einer Partei im Superwahljahr 2021 Schaden zuzufügen. Die Aktion des Geheimdienstes erwies sich als Bärendienst.
Egal, welche politischen Ansichten man vertritt: Was würde Oswald Spengler heute dazu sagen? Was würde er schreiben? Und vor allem, wen würde der Geschichts- und Kulturphilosoph noch wählen? Rechts, Mitte oder Links? Oder vielleicht sogar grün? In seinem Hauptwerk „Untergang des Abendlandes“ versucht Spengler, Gesetzmäßigkeiten in Geschichte und Kultur zu finden und mit Hilfe biologischer Analogie darzustellen: „Die verschiedenen Kulturen sind vergleichbar mit Pflanzen, sie wachsen und blühen in ihrem Frühling und Sommer, welken und sterben in ihrem Herbst und Winter.“ Da bin ich als politisch aktiver Naturschützer ganz bei Spengler.
In seinem Buch „Weltsystemcrash“ zitiert Max Otte aus dem Spengler-Buch „Jahre der Entscheidung, 1933“: Diese (lange) Friedenszeit von 1870 bis 1914 und die Erinnerung an sie hat die Menschen satt, begehrlich, urteilslos und unfähig gemacht, Unglück zu ertragen: Die Folge sehen wir in den utopischen Vorstellungen und Forderungen, mit denen heute jeder Demagoge auftritt, Forderungen an die Zeit, die Staaten, die Parteien, vor allem „die anderen“, ohne an die Grenzen des Möglichen, an Pflichten, Leistungen und Entsagungen auch nur zu erinnern.
Ja, Oswald Spengler war ein Prophet. Am 8. Mai ist sein 85. Todestag. Wir müssen uns seiner erinnern, denn Spengler hat uns auch heute noch sehr viel zu sagen.
Das Zitat zur Zeit
Was die Presse will, ist wahr. Ihre Befehlshaber erzeugen, verwandeln, vertauschen Wahrheiten. Drei Wochen Pressearbeit, und alle Welt hat die Wahrheit erkannt. Ihre Gründe sind solange unwiderleglich, als Geld vorhanden ist, um sie ununterbrochen zu wiederholen.
Oswald Spengler
Gesellschaftliche Ungleichheiten
werden korrigiert durch Krieg,
Revolution und Seuchen
Oswald Spengler gilt bis heute als einer der Urväter rechten Denkens, zwischendurch vergessen, doch streckenweise wieder überraschend aktuell. Spengler hatte vorhergesagt, dass auf die Demokratie der Cäsarismus folgt, die autoritäre Herrschaft eines Einzelnen. In Deutschland ist durch ihn zudem der Begriff des Abendlandes zurückgekehrt, als Trotz- und Abwehrwort gegenüber dem Islam. Spengler wird auch gern zitiert als Argument der patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Der Finanzökonom Professor Max Otte gründete die „Internationale Oswald-Spengler-Gesellschaft“, die Persönlichkeiten ehrt, deren Schaffen Bezüge zum Werk oder der Gedankenwelt Oswald Spengler erkennen lässt. Ende 2020 erhielt den Spengler-Preis der Althistoriker Professor Walter Scheidel von der amerikanischen Stanford-University. In seinem aktuellen Buch „The Great Leveler“ (Deutsch: „Nach dem Krieg sind alle gleich“, 2018) schreibt Scheidel, dass Gesellschaften mit steigendem Entwicklungsgrad und steigendem Einkommen tendenziell zur Ungleichheit neigen und das solche Ungleichheiten historisch vor allem durch Krieg, Revolution, Staatszerfall und Seuchen korrigiert werden.