Neue Serie (Folge 1): Deutsche Patrioten

Karl Heinrich Brüggemann: Nach Hambach die Todesstrafe

Bereits am 1. Juli 1831, also ein Jahr vor dem Hambacher Fest, hielt Karl Heinrich Brüggemann eine flammende Rede zur Feier der Pariser Julirevolution in der Klosterruine Limburg bei Bad Dürkheim. Leider wird die politische Arbeit des Journalisten, Burschenschafters und Hambach-Aktivisten bis heute nicht gebührend gewürdigt. Denn Brüggemann gehört zu den großen deutschen Patrioten. 

Zeitgenössische Fotografie von Karl Heinrich Brüggemann
Foto: Wikipedia

So führte er 1832 eine Gruppe von mehr als 200 Heidelberger Studenten nach Hambach. Dort forderte Brüggemann in seinen Reden, die Freiheit und Einheit Deutschlands notfalls auch mit Gewalt zu erzwingen, versuchte nach dem Fest den Aufbau von revolutionären Strukturen zu organisieren. Der 1810 im westfälischen Hopsten geborene Sohn eines Arztes war auch Mitglied der Burschenschaften Germania und Franconia. Er widmete sich dem Studium der Schriften Johann Gottlieb Fichtes und verinnerlichte dessen Credo, wonach „die Revolution (…) nicht ein Recht, sondern eine Pflicht sein (solle)“. Brüggemann wurde auch redaktioneller Mitarbeiter von Siebenpfeiffer, dem Herausgeber des „Westboten“. 

„Karl Heinrich Brüggemann war der wirkungsvollste deutsche Jugendführer in dieser Zeit; ein kleiner Kerl, an Gesundheit schwächlich, aber zäh und verwegen, emporgetragen von einem ehernen, wahrhaft westfälischen Rechtsgefühl“, so der Historiker Veit Valentin in seinem Buch „Das Hambacher Nationalfest“ (1982, Buchgilde Gutenberg). Und Valentin schreibt begeistert: „Hellenentum und Germanentum galten Brüggemann als die beiden großen Erfüllungen der Weltgeschichte. Auf das Vorbild Englands in der Neuzeit wies er immer wieder hin.“ 

Wenige Wochen nach dem Hambacher Fest verhaftet man Brüggemann in Mannheim, und er wird an die preußische Justiz nach Berlin ausgeliefert. Weil er von dem Berliner Kammergericht seine Mitstreiter nicht verraten wollte, wurde er als „determiniertes Subjekt“ nach wiederholter Strafandrohung und tapferer Weigerung mit Einzelhaft in einer fensterlosen Gefängniszelle bestraft. 

Brüggemann verteidigte sich mit großer Gewandtheit und logischer Schlagkraft. Trotzdem verurteilte ihn das Kammergericht wegen Hochverrats zur Todesstrafe „mit dem Rade von oben her“! Mit dem Rade von oben her: Es war das einzige verschärfte Urteil dieser Art, gegen mehrere andere „Demagogen“ erkannte man auf die Todesstrafe durch das Beil. Brüggemann wurde zuerst zu lebenslänglichem, dann zu fünfzehnjährigem Festungsarrest begnadigt. 1836 übergab seine Schwester dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm persönlich fußfällig ein Gnadengesuch. Am 14. August 1840 entließ man ihn nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms in die Freiheit.

Danach studierte Brüggemann Rechtswissenschaften und wurde erfolgreich im Fach Nationalökonomie habilitiert. Aber aufgrund seiner revolutionären Biografie verwehrte man ihm den Zutritt zu einer akademischen Laufbahn. So wurde er schließlich Journalist und Chefredakteur der „Kölnischen Zeitung“ (1846-55). Doch auf Druck der preußischen Regierung musste Brüggemann auch diese Position aufgeben. Der tapfere Hambach-Patriot starb am 1. Juli 1887, fand seine letzte Ruhe auf dem Kölner Melaten-Friedhof.